CluE - Cluster Ernährungswissenschaft

Projektbeschreibung


CluE steht für Cluster Ernährungswirtschaft im Rahmen des vom BMBF-Förderschwerpunktes KLIMZUG geförderten Forschungsprojektes „nordwest 2050 – Perspektiven für klimaangepasste Innovationsprozesse in der Metropolregion Bremen-Oldenburg“.

Ziel von nordwest 2050 ist die Entwicklung von Klimaanpassungsstrategien – Leitende Fragestellung ist dabei: Wie wirkt sich der Klimawandel bereits aus und wie wird sich dieser zukünftig auf die Metropolregion Bremen-Oldenburg auswirken und wie kann man den Veränderungen positiv und frühzeitig begegnen?

Zu diesem Zweck werden insbesondere drei Wirtschaftsbereiche in den Blick genommen: die Energiewirtschaft und Hafen/Logistik sowie die Ernährungswirtschaft. Wobei das Cluster der Ernährungswirtschaft vom Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, betriebliche Umweltpolitik und Unternehmensführung, von Herrn Prof. Dr. Reinhard Pfriem und seinem Team bearbeitet und betreut wird.

Das Projekt zeichnet sich neben der Fokussierung auf Klimaanpassung (statt auf Klimaschutz) durch eine enge Zusammenarbeit mit regionalen Akteuren, wie z.B. Unternehmen aus. Ziel ist nach den 5 Jahren Projektlaufzeit mit Hilfe intensiver Netzwerkarbeit und -bildung langfristige Veränderungsprozesse in der Region vor dem Hintergrund eines erfolgreichen Umgangs mit den vom Klimawandel ausgehenden Veränderungen anzustoßen und zu etablieren (so genannte Entwicklung einer Roadmap of Change).

Die Abbildung verdeutlicht die übergeordneten Arbeitsschritte im Rahmen von nordwest 2050. Im Wesentlichen folgt das Projekt dabei folgender Logik:

  • Vulnerabilitätsanalyse: Analyse der vom Klimawandel ausgehenden Veränderungen, wie betroffen sind die Region und die einzelnen Sektoren?

  • Innovationspotenzialanalyse: Welche innovativen Lösungen sind denkbar hinsichtlich der identifizierten Vulnerabilitäten? Wie können die Sektoren der Ernährungswirtschaft auch unter Klimawandeleinfluss weiterhin erfolgreich bestehen, auch wenn massive Veränderungen auf diese zukommen?

  • Innovationspfade: Umsetzung der identifizierten Innovationsprojekte. Siehe hierzu beispielsweise unter Praxispartner: Innovationsprojekte der Praxispartner von CluE.

  • Alle Ergebnisse gehen letztlich in die Entwicklung der Roadmap of Change ein. Diese fungiert als regionale Anpassungsstrategie an den Klimawandel und beinhaltet die Ergebnisse des Projektes und für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit der Region notwendige Handlungsempfehlungen.

  • Parallel zu den Projekten verläuft die Zusammenarbeit mit der Universität Maryland, der Partnerregion von nordwest 2050. Zusammen mit Prof. Matthias Ruth und seinem Team wird eine umfangreiche Modellierung erarbeitet.

Projektaufbau


LEBENSMITTELPRODUKTION:
Im Rahmen von CluE versuchen wir die Facettenvielfalt der regionalen Ernährungswirtschaft zu berücksichtigen. Daher betrachten wir verschiedene Sektoren und Stufen (vom Anbau und Zucht, über Verarbeitungs- und Vermarktungsprozesse) sowie konventionell, als auch biologisch wirtschaftende Klein- sowie Großbetriebe.

Grundsätzlich nimmt die Ernährungswirtschaft in der Metropolregion Bremen-Oldenburg einen bedeutenden, regional verankerten gewerblich-industriellen Schwerpunkt ein. Die Ernährungswirtschaft hat allein im Jahr 2010 44 Prozent (im Vergleich: 1998 waren es 34 Prozent) zum Industrieumsatz im Oldenburger Land beigetragen (Nordwest-Zeitung, 21.10.2010). Damit ist die Branche mit weitem Abstand vor der Luftfahrt, dem Schiffbau, der Kunststoffindustrie wie auch dem Maschinenbau der bedeutendste Wirtschaftszweig der Region.

Die Metropolregion Bremen-Oldenburg zeichnet sich durch eine vielfältige Ernährungswirtschaft aus, die regional unterschiedliche Schwerpunkte besitzt. Sektorenübergreifendes Charakteristium der Ernährungswirtschaft sind jedoch die räumlichen Verbundsysteme und geschlossenen Wertschöpfungsketten, die gestützt und gefördert werden durch ein enges Netzwerk vieler unterschiedlicher Akteure.

Die Häfen in Bremen, Brake und Bremerhaven spielen eine wichtige Rolle in der Versorgung der Region mit Rohstoffen wie z.B. Futtermitteln für die Veredelungswirtschaft. Aber auch für den Export der in der Region produzierten und angebauten Produkte sind die Häfen von großer Bedeutung. Bremen ist darüber hinaus ein wichtiger Standort für verschiedene Markenhersteller im Bereich von Schokolade, Bier, Kaffee und pflanzlichen Ölen. Bremerhaven hat sich vor allem auf Fisch- und Tiefkühlunternehmen spezialisiert. Während in Cuxhaven die Kutter- und Küstenfischerei sowie die Fischverarbeitung hohe Relevanz besitzt. Die Intensivtierhaltung besitzt ihren Schwerpunkt in der Region zwischen Bramsche bis nach Wildeshausen bzw. Oldenburg. Die Milchviehhaltung (Milchwirtschaft und Futteranbau) hat ihren Schwerpunkt auf Grund des Grünlandgürtels im Norden der Metropolregion (vgl. CEMBO 2010, 33). Die küstennahen Gebiete sind geprägt von der Milchviehhaltung und dem Futteranbau. Etwa ein Viertel aller Rinder der Metropolregion (1,2 Millionen) werden im Landkreis Cuxhaven gehalten (CEMBO 2010, 64).

Quelle: CEMBO Metropole Nordwest. Die Frischköpfe (Hrsg.), Backhaus, C., Jordan, K.-P. (2010): Frische, Vielfalt, Qualität. Agrar- und Ernährungswirtschaft in der Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten.


FLÄCHENNUTZUNG
Land- und ernährungswirtschaftlich genutzte Flächen geraten durch Konflikte zwischen verschiedenen Nutzungsansprüchen sowie den Verlust fruchtbarer Böden durch Siedlung und Verkehr zunehmend unter Druck. Demgegenüber steht die Herausforderung langfristiger und globaler Ernährungssicherheit, der vor dem Hintergrund des Klimawandels sehr hohe Priorität zukommt. Speziell die Nutzungskonkurrenz zwischen dem Anbau von Energiepflanzen und der ernährungswirtschaftlichen Produktion stellt eine hochdynamische Situation dar, die differenziert betrachtet werden muss. So gewinnt bspw. die Rolle von Biodiversität hinsichtlich der Gefahr durch Schädlinge, mit denen in veränderten klimatischen Bedingungen zunehmend gerechnet werden muss, an Bedeutung. Damit entsteht eine andere Perspektive auf Flächen und Anbauweisen, die für den Erhalt von Biodiversität und der Bodenqualität eine wichtige Rolle spielen. Ein weiteres Thema ist die Verknüpfung von Wasserverfügbarkeit und der Art und der Intensität der Flächennutzung. Bei Verschärfung frühsommerlicher Trockenheit wird bspw. Bewässerung großflächig zu einem Thema, das negative Auswirkungen auf die Güte des Grundwassers haben kann. Trotz der hohen Abhängigkeit dieser Zusammenhänge von den politischen Rahmenbedingungen (z.B. EEG) entwickeln wir im Projekt nordwest2050 einen Regulierungsansatz, der speziell auf die Handlungsspielräume regionaler Akteure zugeschnitten ist. Da Informationen zu Flächennutzungskonflikten auf Grund der hohen Komplexität des Themas häufig schwer zugänglich und verstreut sind und darüber hinaus mit Unsicherheiten und verschiedenen Interessenlagen verbunden ist, zielt die Analyse darauf ab, besonders relevante Themen und Zusammenhänge zu bündeln und sichtbar zu machen. In einem dialogorientierten Veranstaltungskonzept sollen so Dialog- und Verhandlungsräume für klimaangepasste Flächennutzung eröffnet sowie Innovationen durch Erarbeitung konkreter Ansatzpunkte angestoßen werden.

Kurz+Bündig Nr. 2 - Flächenkonkurrenz im Nordwesten


NETZWERKBILDUNG
Der Aufbau und die Intensivierung regionaler Netzwerkbildung ist im Rahmen von nordwest 2050 sowie im Cluster Ernährungswirtschaft ein wesentlicher Erfolgsfaktor für den Wissenstransfer sowie eine langfristige Integration des Themas der Klimaanpassung in die regionalen Strukturen. Netzwerkbildung als wesentlicher Faktor regionaler Entwicklung und innovationsgetriebener Wirtschaftsformen kann darüber hinaus entscheidend zur Reduzierung von Unsicherheit zwischen beteiligten Akteuren beitragen. Indem die Konkretisierung von Handlungsmöglichkeiten unter langfristiger Perspektive im Cluster bzw. im vernetzten Wirtschaftssystem sektorenspezifisch aber auch über diese hinaus für die gesamte Branche und entlang von Wertschöpfungsketten kommuniziert werden kann, entstehen Möglichkeiten zur Interaktion und zum Wissenstransfer, die für die durch den Klimawandel notwendig werdenden Anpassungs- und Veränderungsprozesse von hohem Wert und Vorteil sein können. Im Cluster Ernährungswirtschaft streben wir regionale Netzwerkbildung unter verschiedenen Foki und thematischen Bezügen an, die sich jeweils in den verschiedenen Netzwerkpartnern widerspiegeln. So gibt es beispielsweise direkte Kooperationen mit Partnern wie Food Nordwest oder dem Centers of Competence e.V., bei denen es um die Intensivierung regionaler Vernetzung im Anschluss an unterschiedliche Teilprojekte aus nordwest2050 geht. Darüber hinaus existieren mittelbare Kooperationsvereinbarungen, wie mit dem Projekt BioenergieRegion Südoldenburg oder dem Grünlandzentrum Ovelgönne, bei dem es um Bedingungen regionaler Entwicklung geht. Im Bezug auf Themen, die für die Region als vernetztes Wirtschaftssystem bedeuten, dass viele Akteure sich über die längerfristige Ausrichtung austauschen müssen, können über proaktive Netzwerkbildung auch Handlungs- und Entscheidungsstrategien für Einzelne entstehen. Darüber hinaus besteht ein intensiver Austausch mit anderen Forschungsprojekten im Bereich Ernährungswirtschaft, Klimaanpassungsforschung und Nachhaltigkeit, so dass auch auf dieser Ebene Transfer und Austausch von Wissen und Ergebnissen gewährleistet ist.